Modellprojekt Klimaprämie

Attraktive Förderung beschleunigt den Heizungstausch

Berlin will sich in den nächsten drei Jahrzehnten zur klimaneutralen Metropole wandeln. Den Fahrplan dorthin beschreibt das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK). Wichtige Bausteine sind die Modernisierung ineffizienter Heizungsanlagen und der Ausbau erneuerbarer Energien. In einem dreimonatigen Feldtest hat die GASAG ein neues Förderinstrument erprobt, um Besitzer für den Umstieg auf klimaschonendes und kostengünstiges Heizen zu motivieren.

Von Ende August bis Ende November testete die GASAG im Bezirk Steglitz-Zehlendorf gestaffelte Förderangebote, um auch jüngere, aber ineffiziente und klimaschädliche Öl- oder Kohleheizungen gegen eine moderne Erdgas-Heizung mit erneuerbaren Energien oder eine Wärmepumpe zu tauschen. Insgesamt nahm die GASAG für die Klimaprämie 260.000 Euro in die Hand.


Das Interesse an der Pilotförderung war groß: Mehr als doppelt so viele Anfragen als sonst gingen aus dem Bezirk bei der GASAG von Interessenten ein, die einen Umstieg von Öl auf Gas planen. Dabei kamen die weitaus meisten Anfragen von Einfamilienhausbesitzern, einer Hauptzielgruppe des Modellprojekts. Über 80 Prozent der Anfragen mündeten in ein individuelles Beratungsgespräch, das ein obligatorischer Bestandteil des Förderangebots war. Und bei rund Zweidrittel der Beratungsgespräche wurde am Ende auch tatsächlich ein Förderantrag gestellt. Das einfache und unbürokratische Förderverfahren stieß dabei auf große Zustimmung.

Als besonders attraktiv erwiesen sich die Förderangebote für den Tausch einer zehn bis maximal 15 Jahre alten Heizungsanlage. Hier gab es die weitaus meisten Anträge. Das ist umso bemerkenswerter, als ein Drittel der Heizungen in Deutschland 20 Jahre und älter ist, alte Kessel normalerweise also sehr viel später getauscht werden. Mit bis zu 3.000 Euro Klimaprämie wurde die Modernisierung jüngerer Anlagen gefördert. Hausbesitzer sind offenbar vor allem dann bereit, zu investieren und eine Förderung in Anspruch zu nehmen, wenn diese in einem angemessenen Verhältnis zur Investitionssumme steht. 

Nach ihrer Motivlage für die Heizungsmodernisierung befragt, gaben denn auch die Meisten die monetären Anreize des Förderprogramms an. Das Pilotvorhaben zeigt damit deutlich, dass Anreize für den Heizungstausch grundsätzlich gut funktionieren. Es gibt aber zugleich den Hinweis, dass die klimapolitischen Zielsetzungen und Notwendigkeiten in der Praxis noch nicht die gewünschte Rolle bei Investitionsentscheidungen spielen. Die Möglichkeiten, mit eigenem Handeln Beiträge zum Klimaschutz zu leisten, werden daher nicht ausgeschöpft. 

Dies spiegelt sich auch in der schwachen Nachfrage nach Lösungen mit erneuerbaren Energien wider: Ausnahmslos entschieden sich die Eigentümer für die Erdgas-Brennwerttechnik und nicht für eine Wärmepumpe oder eine Brennstoffzellenheizung. Und das obwohl bei Brennwerttechnik eine zusätzliche Bedingung zu erfüllen war, denn in diesem Falle musste die neue Anlage mit Solarthermie kombiniert werden. Als Ersatzmaßnahme konnten sich die Eigentümer auch einen Sanierungsfahrplan für ihr Gebäude erstellen lassen. Das neue Instrument ist bei den Hausbesitzern noch weitgehend unbekannt und braucht daher noch viel Information sowie individuelle Beratung. So mussten Befürchtungen ausgeräumt werden, mit den Modernisierungsempfehlungen des Sanierungsfahrplans seien Investitionsverpflichtungen verbunden. Dennoch entschied sich der überwiegende Teil der Antragsteller für diese Alternative.

Fazit:
Monetäre Anreize sind ein wirksames Instrument, die Heizungsmodernisierung zu beschleunigen. Dabei müssen die Förderhöhe und die Investitionssumme in einem angemessen Verhältnis stehen, so dass sich die Modernisierung für den Eigentümer lohnt. Klima- und Umweltschutz sind bei Hauseigentümern (noch) keine ausreichend motivierenden Argumente für Investitionsentscheidungen.

Klimaschutz als eine Frage, die uns alle angeht und an der alle mitwirken müssen, muss offenbar noch stärker in der Breite kommuniziert werden. Dabei sollten realistische Handlungsoptionen sowohl auf der individuellen, als auch der kollektiven Ebene im Mittelpunkt stehen. Ein mit Beratung verknüpfter Sanierungsfahrplan kann Eigentümern dabei eine Orientierung geben.

Erfolgreicher Klimaschutz muss die Breite des Gebäudebestandes im Blick haben. Nur mit wirtschaftlich sinnvollen Effizienzmaßnahmen ist das Fernziel einer klimaneutralen Metropole Berlin erreichbar – und zwar Schritt für Schritt.